Freiwilligenprojekte

Jedes Jahr bieten wir einer Gruppe von Freiwilligen die Möglichkeit bei dem Bau einer Schule direkt mit dabei zu sein und in der guatemaltekischen Dorfgemeinschaft vor Ort zu leben. Durch die tägliche Arbeit auf der Baustelle begleiten die Freiwilligen den Schulbauprozess hautnah und arbeiten direkt mit den Bauarbeitern und Dorfbewohnern zusammen. Auch wenn die Arbeit auf der Baustelle ein relevanter Teil der Projektarbeit ist, entsteht der Mehrwert vor allem durch den kulturellen Austausch zwischen den Freiwilligen aus Deutschland und den guatemaltekischen Schülern, Dorfbewohnern, den Bauarbeitern und im Zusammenleben mit der Gastfamilie. Als Verein freuen wir uns, durch die Freiwilligen jährliches Feedback zu den Schulbauten, unserer Arbeit, der aktuellen Lage im Land und vor allem neuen Input zu bekommen.

„Das wahre Bewusstsein hat man nur von Dingen, die man selbst erlebt hat“ Riguberta Menchu (guatemaltekische Menschenrechtsaktivistin)

Der Freiwilligeneinsatz in Kürze

  • Die Freiwilligen Aufenthalte finden jedes Jahr auf Grund der Witterungsbedingungen im Zeitraum von Juni bis Anfang Oktober statt.
  • Während der Projektzeit leben die Volunteers in einer indigenen Gastfamilie unter einfachen Bedingungen. Die Freiwilligen bekommen einen eigenen Herd und Küchenutensilien zur Selbstverpflegung gestellt.
  • Die Projektteilnahme ist zwischen vier bis zwölf Wochen am Stück möglich und Start und Endzeitpunkt sind individuell gestaltbar.
  • Um an dem Freiwilligenprojekt teilnehmen zu können, sind zwei Vorbereitungstreffen und die Teilnahme an mindestens einem Nachbereitungstreffen verpflichtend
  • Grundkenntnisse in Spanisch sind notwendig
  • Die Freiwilligen übernehmen die Kosten für die Anreisen und den Aufenthalt selbst. Bei erfolgreicher Teilnahme ist die Zahlung von Zuschüssen im Nachhinein manchmal möglich (abhängig von beantragten Fördergeldern)

Folge den Freiwilligen im Blog. Hier geht’s lang.

 

Du hast Interesse 2024 dabei zu sein?

Dann melde Dich bis zum 11.03.2024 unter info@oyak.de.
ERSTES VORBEREITUNGSTREFFEN: 23.03.2024 in Köln, genauere Infos erhältst du von uns.

 

Erfahrungsbericht von Martine - Freiwillige 2019

BAUSTELLENBESUCH IN VASKONSEILUS

Ein besonderer Tag für uns. Heute gehen wir nicht wie gewohnt für 8 Uhr auf die Baustelle in Chuaccoral, sondern treffen unsfür 10 Uhr an der Kreuzung „Los Encuentros“ mit dem Architekten Estuardo. Ich bin total aufgeregt, Estuardo wird uns zu einer anderen Baustelle, in Vaskonseilus, bringen. Wie gewohnt klingelt der Wecker, auch an diesem Mittwoch, um 7 Uhr und wie so oft, muss mich Gilles um 7:20 Uhr wieder wecken. Man hört auch schon das klatschen der Hände aus der Küche, denn die Oma der Familie ist schon dabei Tortillas, für die ganze Familie, zu machen. Es war wieder eine sehr kalte Nacht. Nach über einer Woche hier in Chuaccoral hat man sich schon daran gewöhnt und seine eigenen kleinen Tricks entwickelt, wie man am besten warm im Schlafsack bleibt.

Umso mehr fällt einem das Aufstehen schwer, wenn man den warmen Schlafsack, gegen den kalten Morgen eintauschen muss. Schnell etwas Warmes überziehen und zur Toilette laufen. Da die Toilette sich außerhalb des Hauses befindet, wird man schon gleich von den Hunden begrüßt die schon gestreichelt werden wollen. Zum Frühstück gibt es, wie jeden Tag, hart gekochte Eier, Brot mit Marmelade und Tee.Da wir heute Mittag nicht nach Hause kochen kommen können, packen wir und noch Brot, Marmelade und Eier mit ein. Dann ziehen wir die Arbeitskleidung an, packen Handschuhe und Regenjacke ein und machen uns auf den Weg nach Los Encuentros.

Zuerst laufen wir zu Fuß und bergauf, zu der Primera Entrada de Chuaccoral. Dieser steile Weg ist, auf fast 3000 Meter Höhe, sehr anstrengend. Ab der Primera Entrada versuchen wir dann Pick-Ups abzufangen die in die richtige Richtung fahren.Da nicht zufällig gleich einer vorbeigefahren ist machen wir uns schon einmal zu Fuß auf den Weg. Nach ungefähr 10 Minuten laufen ist dann doch einer vorbeigefahren und hat auch angehalten um uns mitzunehmen. Dies selbstverständlich hinten auf der Ladefläche. Viel zu früh in Los Encuentros angekommen, warteten wird dann auf Estuardo. Währenddessen haben wir uns den ganzen Tumult an der stark befahrenen Kreuzung angesehen, denn hier ist ein Hauptknotenpunkt, wo man umsteigen kann. Um 10:45 Uhr, in Guatemala geht das nicht so genau, ist Estuardo dann auch mit dem Bauleiter Francisco angefahren gekommen. Kurzer Austausch, dann sind wir auch schon zu der Baustelle in Vaskonseilus gefahren. Es dauerte nicht sehr lange dann waren wir auch schon da.

Die Schule in Vaskonseilushat eine traumhafte Lage auf einem kleinen Berg, mit Ausblick auf den Atitlansee unddie drei Vulkane, Volcan San Pedro, Volcan de Atitlan und Volcan Toliman,in der Nähe des Sees. Die Schule steht schon ungefähr 10 Jahre und nun wird ein Anbau drangebaut, von drei neuen Klassenzimmern aus Bambus. Das heißt, da die Baustelle in Chuaccoralnoch nicht so fortgeschritten ist, dass wir heute zum ersten Mal mit Bambus arbeiten dürfen. Ein Traum von mir geht also in Erfüllung.

Esperanza e. V.

Erfahrungsbericht von Christina 26 Jahre 2017 in Pacoxom

Zu Ihrem ersten Tag auf der Baustellen

„…Nach dieser kalten Nacht konnte ich mir gar nicht vorstellen, dass es tagsüber doch so heiß werden könnte, aber die Sonnencreme und Mütze waren wirklich nötig. Angekommen auf der Baustelle lernte ich die Baustellenarbeiter Cristobal und Julio kennen, die mich direkt in den Baustellenbetrieb mit integrierten. Die Arbeiten gingen vom Waschen von Holzbrettern und entfernen von Beton, über Draht binden und Putz abschlagen. Fast täglich wechselten die Aufgaben und man konnte immer wieder neues ausprobieren und lernen. Während dem Arbeiten wurde immer Radio gehört, sodass man am Ende der Woche fast jedes Lied mitsingen konnte oder von den Marimba-Klängen in den Feierabend geschickt wurde. Gegen 11 Uhr wurde meist eine kurze „Pepsi-Pause“ gemacht, denn Pepsi ist die beste Medizin für und gegen alles laut Cristobal. Entweder gingen wir alle zusammen zur tienda (Spanisch für Geschäft) und holten uns zu der Pepsi Chips oder pan ( süßliches Brot in diesem Fall). In der Pause blieb manchmal ein wenig Zeit um sich ein wenig in Spanisch zu üben. Auch waren Julio und Cristobal sehr daran interessiert deutsche Wörter zu lernen und fragten täglich nach neuen Baustellenbegriffen.“

Esperanza e. V.

Erfahrungsbericht von Beatrice

Ein Tag in Guatemala.

Sechs Uhr morgens, der Wecker klingelt, ich bin schon wach. Das ist hier jeden Morgen so, der Tag im im Dorf Pacoxom beginnt früh. Noch tief in den Schlafsack gewickelt hört man unsere Gastfamilie ihr Feuer vorbereiten, das Geschirr vom Vorabend spülen und die Tiere erwachen. Um frühstücken zu können, müssen auch wir erstmal das Wasser auf unserem Gasherd zum Kochen bringen – das kann schon einmal fast eine halbe Stunde brauchen. Jeden Morgen gibt es Porridge mit Obst und eine Tasse Tee. Beim Aufstehen ist es zwar schon hell, die Sonne kommt nicht vor 7 Uhr in unser Tal, bis dahin ist es noch bitter kalt. Deshalb genießt jeder von uns beim gemeinsamen Zähneputzen an dem Waschbrunnen unserer Gastfamilie die ersten Sonnenstrahlen. Währenddessen kommt meist die Schwiegertochter der Familie vorbei um auch ihr Geschirr zu waschen. Die Töchter unserer Gastfamilie passen in dieser Zeit gerne auf ihre kleine Nichte auf. Die Frauen sind sehr schüchtern, viel reden tun sie mit uns nicht, aber man spürt die Neugierde und auch ihre Freundlichkeit.

Zwischen 7:30 und 8:00 Uhr machen wir uns auf den Weg zur Baustelle. Wir brauchen circa fünf Minuten von unserem Haus im Maisfeld zur Schule. Auf unserem Weg kommen wir an mehreren Häusern vorbei, wo meist die Frauen gemeinsam vor dem Haus sitzen und Näh- oder Webarbeiten erledigen – die Männer sind schon sehr früh bei der Arbeit. Bei der Ankunft an der Schule begrüßen uns die meisten Schüler seit dem ersten Tag hier mit einer Umarmung – woran man sich erst einmal gewöhnen muss. (…)

Auf der Baustelle angekommen, die Sonne steht schon ziemlich hoch und aus dem Radio tönt guatemaltekische Volksmusik. Man ist sich nicht ganz sicher, ob das Arbeitstempo die Musik führt oder anders herum – Arbeit und Musik gehen hier einher. Das Team, bestehend aus zwei Mitarbeitern des Architekten, zwei bis drei Dorfbewohnern und zwei bis vier Freiwilligen aus Deutschland, arbeiten circa neun Stunden am Tag. Die Kommunikation funktioniert trotz meiner geringen Spanischkenntnisse gut, die festangestellten Bauarbeiter können mit dem einfachsten Spanisch alles erklären. Obwohl die Dorfbewohner und auch die Bauarbeiter Spanisch können, sprechen sie untereinender immer in ihrer Maya Sprache, das lässt uns natürlich den ein oder anderen Witz verpassen. In meinen gesamten acht Wochen haben wir den schon vorhanden Bau (3 Klassenzimmer) für eine Aufstockung aus Bambus mit Betonsützen verstärkt. Dafür musste der Putz und Teile des Betons mit Hammer und Meißel abgeklopft werden, Armierungen verdrahtet, neue Fundamente gegossen, Schalungen für Betonstützen gezimmert und Beton gemischt werden. Fast alle Bauarbeiten werden ohne Maschinen durchgeführt, sodass auch nicht Gelernte, wie die Dorfbewohner und wir, bei allen anstehenden Aufgaben helfen können. Ein guter Grundgedanke, denn die Dorfbewohner fühlen sich durch ihre eigene Hilfe am Bau sofort viel verbundener mit dem neuen Gebäude.

Um 10 holt uns Luis für einen Besuch zu anderen Schulen ab. Wir fahren noch weiter in die Berge, weg von Zivilisation und richtigen Straßen. Am Ende eines Schotterwegs sind wir bei einer Schule angelangt, die aussieht wie ein typisches Wohnhaus in einem guatemaltekischen Dorf im Hochland, bestehend aus einem Haupthaus mit Veranda und einem Küchenhaus, in der Mitte ein kleiner Hof mit einem Waschtisch. Die Häuser sind aus Lehm und Wellblech gebaut und haben kaum Fenster. Untergebracht ist hier jedoch eine provisorische Schule, da der Schulweg zur nächsten Schule zu gefährlich für die fünf bis zwölf jährigen Kinder ist. In einem Raum sind mehrere Klassen untergebracht, Licht ist Mangelware, Hitze und Lärm durch das Wellblech machen es fast unmöglich gut zu lernen. Luis spricht mit den Lehrern, Kindern, dem Dorfkomitee und macht eine Bestandsaufnahme. Klar ist in diesem Fall, dass an diesem Ort etwas passieren muss um die Lernsituation der Kinder zu verbessern. Ohne Hilfe von nicht staatlichen Organisationen, wie Oyak und Esperanza, würde hier jahrelang nichts passieren.

Auf der Rückfahrt beginnt es, wie immer zu dieser Zeit, zu regnen und wir müssen unsere geliebten Plätze auf der Ladefläche des Pickups aufgeben, von der man wunderbar die vorbeiziehende Landschaft beobachten kann. Durchnässt zuhause angekommen huscht einer nach dem anderen unter die Dusche, um noch im Hellem Duschen zu können. Zum Abendessen gibt es Nudeln mit Tomatensauce. Den restlichen Abend verbringen wir in unserem Raum auf dem Hof unserer Gastfamilie, da es sobald die Sonne untergegangen ist wieder kalt wird. Um 21:30 bin ich so müde, dass ich sofort einschlafe.

Sechs Uhr morgens, der Wecker klingelt…